Bestimmte Charaktere sind schwer zu vergessen. Denk einfach an Mickey Mouse, Superman oder Buzz Lightyear – du würdest diese Charaktere überall und in jedem Format erkennen. Diese Einprägsamkeit ist der Kern des Charakterdesigns.
Charakterdesign ist nicht nur das Zeichnen einer Figur, sondern es geht darum, ein ganzes Konzept, eine Welt und eine Backstory zu entwickeln, um diese zum Leben zu erwecken. Und es ist auch keine Kunstform, die ausschließlich Illustratoren vorbehalten ist. Viele verschiedene Künstler – darunter Autoren, Animatoren und Videospieldesigner – setzen diese Fähigkeit bei ihrer Arbeit ein. Wenn du gerade erst anfängst, haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zusammengestellt, die dir dabei hilft, dein eigenes Charakterdesign-Portfolio aufzubauen.

Was ist Charakterdesign?
Charakterdesign ist der Prozess der Entwicklung und Illustration eines Charakters für jede Art von visueller Geschichte. Diese Charaktere werden oft auch cineastisch eingesetzt (z. B. in einem Videospiel, einem Film oder einer Fernsehsendung), können aber auch für ein Comic, ein Bilderbuch oder eine Graphic Novel entworfen werden.
Der Schlüssel zu einem guten Charakterdesign ist es, eine Figur zu erschaffen, mit der sich das Publikum identifizieren kann – eine, die ins Auge sticht und die man wiedererkennt. Deshalb können sich Zeichner nicht nur auf gutes Charakterdesign verlassen. Sie müssen die Persönlichkeit und die Hintergrundgeschichte der Figur wirklich verstehen.
4 Schritte, um einen Charakter zu entwerfen.
Überraschenderweise fängst du nicht an, einen Charakter zu entwerfen, indem du einfach einen Stift in die Hand nimmst und zeichnest. Um einen gelungenen, gut entwickelten Charakter zu entwerfen, musst du über die eigentliche Zeichnung hinausdenken. Mit der Zeit wirst du vielleicht deinen eigenen Gestaltungsablauf für das Charakterdesign entwickeln, aber wenn du ein Anfänger bist, werden dir die folgenden Schritte den Einstieg erleichtern.

Schritt 1: Recherche und Erkenntnis
Wenn du deinen Charakter auf einer bestehenden Idee aufbaust (z. B. einer Figur aus einem Buch) oder bereits eine gute Vorstellung davon hast, was du erschaffen willst, kannst du diesen Schritt überspringen. Wenn du jedoch von Grund auf anfängst, ist dies die Zeit, um deine Inspiration zu finden.
Durchstöbere Zeitschriften, Pinterest oder Google Images, um ein Moodboard mit Charakteren zu erstellen, die dich interessieren. Möchtest du einen Charakter designen, der ein Tier ist? Einen Menschen? Einen Außerirdischen? Soll er realistisch oder ein Cartoon sein? Aus welcher Zeit soll er sein? Letztendlich geht es bei diesem Schritt darum, den Typ und den Stil deines Charakters herauszuarbeiten.

Schritt 2: Feile an den Eigenschaften deines Charakters
Jetzt, wo du eine gute Vorstellung davon hast, welche Art von Charakter du entwerfen willst, kannst du dich daran machen, seine besonderen Eigenschaften festzulegen.
Einige der Eigenschaften werden einfach sein:
- Alter
- Größe
- Augenfarbe
- Haarfarbe
- Körperbau
- Besondere Merkmale (Muttermale, Narben, Tattoos usw.)
Andere Eigenschaften sind vielleicht nicht so offenkundig, beeinflussen aber die Art und Weise, wie du den Charakter darstellst. Zum Beispiel:
- Wo lebt der Charakter?
- Was macht der Charakter beruflich?
- Ist der Charakter gut oder böse? Geduldig oder reizbar? Aufgeschlossen oder schüchtern?
Wenn du die Freiheit hast (d. h. wenn du die Figur nicht nach einem vorgegebenen Auftrag für ein Buch oder einen Film erstellst), empfiehlt dir der Skillshare-Kursleiter Jazza Brooks, einfach eine Münze zu werfen, um diese Entscheidungen zu treffen. Köpfe, braunes Haar, Pferdeschwänze, Blond. Manchmal kann dich das dazu zwingen, deine Kreativität zu entwickeln und über deine typischen Konzepte hinauszudenken.
Wenn du dir die Zeit nimmst, die Persönlichkeit und die Hintergrundgeschichte deines Charakters genau zu durchdenken, kommt das deinem Publikum zugute. “Wenn du dich wirklich in deinen Charakter hineinversetzt, wirst nicht nur du eine gute Zeit haben, sondern auch die Leute, die ihn sehen – sie werden sich in sie hineinversetzen”, erklärt Skillshare-Kursleiter Hayden Aube.

Schritt 3: Beginne das Skizzieren
Jetzt, wo du ein gründliches Verständnis darüber hast, wer dein Charakter sowohl in Bezug auf das körperliche Erscheinungsbild als auch die Hintergrundgeschichte ist, kannst du mit dem Zeichnen beginnen. Deine erste Charakterzeichnung sollte eine grobe Skizze (oder mehrere) sein, die die Anatomie und die Proportionen deines Charakters umreißt. Hat er große Augen oder kleine Augen? Breite oder schmale Schultern? Perfekte Körperhaltung oder ist er ein bisschen krumm? Wenn dir gefällt, was du zeichnest, verfeinere es weiter. Wenn du meinst, dass es dir nicht gefällt oder du es ändern möchtest, dann verwirf den Entwurf und versuche es von vorne.
Wenn du mit dem Skizzieren weitermachst, bekommst du ein besseres Gefühl für deine Figur, sodass du eine ausgefeiltere, endgültige Version zu erstellen imstande bist.

Schritt 4: Stelle die Zeichnung deines Charakterdesigns fertig
Der nächste Schritt ist die Erstellung einer endgültigen Version deines Charakters, basierend auf den Skizzen, die du gezeichnet hast. Dein Medium kann variieren, je nachdem, wie du die Figur einsetzen willst. Ein Trickfilm- oder Comiczeichner kann zum Beispiel eine endgültige Version der Figur mit Tusche und Buntstiften auf Papier erstellen. Ein Designer, der einen Charakter für ein Videospiel oder einen Film entwirft, würde wahrscheinlich ein Computerprogramm verwenden, um die Figur auf einem Bildschirm zum Leben zu erwecken.


Figurengestaltung von A bis Z
Illustration beherrschen: Skizzieren, Einfärben und Farbgrundlagen mit Jazza Brooks
Was macht ein gutes Charakterdesign aus?
Wie jede Form der Kunst ist auch das Charakterdesign subjektiv. Es gibt keine festen Regeln, die bestimmen, ob ein Charakter gut oder schlecht ist. Ein komplexes, detailliertes Charakterdesign ist zum Beispiel nicht unbedingt besser als ein einfaches – es ist einfach nur anders.
Es gibt jedoch ein paar grundlegende Konzepte, die dir helfen können, dein Charakterdesign so zu verbessern, dass es effektiv und einprägsam ist.
Einfachheit
Dein Charakter muss nicht detailarm sein, aber manche Neulinge im Charkterdesign verzetteln sich ein bisschen zu sehr bezüglich der Komplexität. Wenn du deinen Charakter zu detailliert gestaltest und er z. B. verschiedene Accessoires trägt oder mehrere Gegenstände hält, wird es schwierig sein, ihn im Laufe der Geschichte zu reproduzieren oder zu animieren. Wenn man den Charakter von diesen Details freimacht, kann sich das Publikum auf ihn selbst konzentrieren.
Wiedererkennbarkeit
Brent Noll und Maximus Pauson vom YouTube-Kanal BaM Animation empfehlen dir, deinen Charakter so zu gestalten, dass er auch dann erkennbar ist, wenn er nur als Silhouette zu sehen ist. Denke mal an all die Kultcharakter – Mickey Mouse, Shrek, SpongeBob Schwammkopf. Du würdest diese Charaktere nur anhand ihrer Silhouette ohne jedes Detail oder jede Farbe erkennen. Wenn du deinen Charakter mit klaren, identifizierbaren Formen entwirfst, kannst du ihn besser abgrenzen.
Visuelles Interesse
Ein großartiger Charakter muss unverwechselbar sein. Mit anderen Worten: Ein Charakter sollte nicht wie jede andere Person (oder jedes andere Tier, oder jeder andere Roboter) auf der Straße aussehen. Als Charakterdesigner solltest du dich nicht scheuen, mit den Prinzipien von Proportionen, Übertreibung und Farben zu experimentieren, um die Persönlichkeit deines Charakters zu entwickeln. Wenn du dich bemühst, etwas Einzigartiges zu erschaffen, wird dir das helfen, ein vielseitiges und umfangreiches Charakterdesign-Portfolio zu entwickeln.

Was macht ein schlechtes Charakterdesign aus?
Du kannst eine wunderschön gestaltete Figur entwerfen – wenn sie bei den Leuten nicht im Gedächtnis haften bleibt, wird sie im Kontext deiner Geschichte nicht wirken. Das ist der springende Punkt, wenn es darum geht, ob ein Charakterdesign gut oder schlecht ist. Wenn dein Zielpublikum keine Beziehung zu deinem Charakter aufbaut, wird er kein effektives Element deiner Geschichte sein.
In diesem Zusammenhang findest du hier ein paar häufige Fehler, die Charakterdesigner machen:
Fehler Nr. 1: Einbeziehung von Klischees
Es gibt bestimmte Charakterelemente, die immer wieder auftauchen: Eine Prinzessin hat wallende, goldene Locken, ein Verbrecher trägt eine schwarze Maske über den Augen und ein Held trägt ein Schwert. Wenn du dich zum ersten Mal hinsetzt, um deinen Charakter zu skizzieren, ist es wahrscheinlich, dass du mindestens ein gängiges Klischee einbaust. Gib dir also Mühe, weiterzuzeichnen und andere Wege zu finden, um die Eigenschaften deines Charakters zu kommunizieren.

Fehler Nr. 2: Nicht genug Fragen stellen
Zu Beginn der Charakterentwicklungsphase (Schritt 2, siehe oben) hast du dir Fragen zu deinem Charakter gestellt, und das war wahrscheinlich ein guter Anfang. Aber oft gehen die Designer nicht weit genug, um einen unverwechselbaren Charakter zu entwerfen.
Welche anderen, unkonventionellen Fragen kannst du dir stellen, um deinem Charakter eine besondere Persönlichkeit oder einen besonderen Hintergrund zu verleihen? Wie würde er zum Beispiel riechen? Wovor hat er Angst? Ist er in einer Stadt oder im Wald aufgewachsen? Diese Fragen können eine Hintergrundgeschichte für deinen Charakter ergeben, die du vielleicht noch nicht in Betracht gezogen hast. Das wird letztendlich zu einem interessanteren Charakter führen.
Fehler Nr. 3: So wird dein Charakter zu normal
Nun ist es nicht von Grund auf falsch, einen Charakter zu entwerfen, der perfekt proportional ist und genau wie das aussieht, was er sein soll: ein Mensch, ein Tier oder ein Roboter. Aber du kannst dein Design verbessern und einen auffälligeren Charakter entwickeln, indem du bestimmte körperliche Merkmale übertreibst. Wenn dein Charakter zum Beispiel stark ist, dann kannst du seine Muskeln überproportional groß im Vergleich zu seinem Körper zeichnen. Wenn dein Charakter lange Beine hat, dann zeichnest du sie vielleicht noch länger. Dies ist eine effektive Möglichkeit, interessante und unterhaltsame Charakterdesigns zu entwickeln, die sich vom Rest abheben.

Sollte ich einen Character Design Generator benutzen?
Wenn du Schwierigkeiten hast, dir ein Konzept für deinen nächsten Charakter auszudenken, kannst du im Internet nach einem Character Design Generator (oder Hero Maker) suchen. Diese in der Regel kostenlosen Tools schlagen dir einen interessanten Charakter vor (z. B. einen jungen, enthusiastischen männlichen Roboter mit einem abgebrochenen Zahn), sodass du die Idee aufgreifen und umsetzen kannst. Das kann deine Kreativität anregen und dich ermutigen, über die Charaktertypen hinauszudenken, die du normalerweise zeichnen würdest.
Letztlich geht es bei gutem Charakterdesign nicht nur um die Zeichnung, sondern auch um die Hintergrundgeschichte und die Details, die den Charakter zu dem machen, was er oder sie ist. Das ist es, womit das Publikum eine Verbindung zu ihm aufbaut und was deinen Charakter unverwechselbar macht.

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