Wie kann dein nächstes Schreibprojekt von einer guten zu einer großartigen Geschichte werden? Dabei spielt es keine Rolle, ob du an einem erzählenden Aufsatz, einem Gedicht oder etwas ganz anderem arbeitest.

Was ist eine Erzählung?

Bevor du dich mit den verschiedenen Elementen des erzählenden Schreibens beschäftigst, ist es sinnvoll zu verstehen, was genau eine Erzählung ist. 

Wenn man die Definition der Erzählung wörtlich nimmt, ist das eigentlich nur ein anderes Wort für eine Geschichte. Durch die Art und Weise, wie verschiedene Ereignisse, Erfahrungen oder Details in der Geschichte zusammengefügt werden, entsteht eine vollständige Erzählung. 

Vielleicht hast du den Begriff „Erzählung“ schon in einer Reihe von verschiedenen Kontexten gehört und hast Fragen zu den Besonderen. Was ist eine persönliche Erzählung im Vergleich zu einem Aufsatz? Was ist ein Erzählgedicht und wie unterscheidet sich diese Form der Erzählung von anderen fiktionalen Texten? 

Wenn man die Bedeutung des Begriffs „Erzählung“ betrachtet, sollte man bedenken, dass das Werk letztlich jede beliebige Form annehmen kann, sei es ein Lied oder ein Theaterstück, ein langer Essay oder sogar ein Spiel. Wenn sie eine Geschichte erzählt, ist es eine Erzählung.

Die Erzählform kann entweder mündlich oder schriftlich, fiktional oder nicht fiktional sein, je nachdem, was am besten zur Geschichte passt. Das Erzählen ist zum Beispiel der Prozess, durch den eine Geschichte hörbar vermittelt wird, und das ist es, was dem Erzähler oder der Erzählerin einer Geschichte seinen bzw. ihren Namen gibt – durch diese Person wird uns die Geschichte nähergebracht. Im Laufe der Geschichte war das Erzählen immer eine wichtige Form der Kommunikation, die für die menschliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung war. Es hilft Kindern, das im Alltag Gelernte zu verarbeiten und diese Informationen im Gedächtnis zu behalten, indem sie nacherzählen, was sie von einer Situation verstanden haben. 

Das Geschichtenerzählen, insbesondere das mündliche Erzählen, hat im Laufe der Jahrhunderte und über alle Kulturen hinweg auch zur Entwicklung der Sprache beigetragen. Alle Formen von Erzählungen bilden das Fundament, auf dem unsere Traditionen und Werte aufgebaut sind, und sind auch heute noch ein wichtiger Bestandteil unseres täglichen Lebens.

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Kreative Sachliteratur: So schreibst du eine persönliche Erzählung

Was ist mit erzählenden Aufsätzen?

Wenn wir über die Frage „Was ist eine persönliche Erzählung?“ nachdenken, denken wir in der Regel zuerst an Sachtexte und erzählende Aufsätze. Aber was ist ein erzählender Aufsatz? 

Persönliche Aufsätze, die oft unter den Begriff der kreativen Sachtexte fallen, basieren in der Regel auf einer realen Erfahrung, die jemand gemacht hat, und bieten, ähnlich wie beschreibende Aufsätze, die Möglichkeit, Ideen kreativer zu entwickeln als andere lange Schreibformen wie akademische Arbeiten oder journalistische Artikel. Normalerweise werden sie aus der Ich-Perspektive geschrieben und stützen sich auf einschneidende Momente und Erfahrungen aus dem Leben des Autors oder der Autorin. 

Autorin und Herausgeberin Roxane Gay
Die Autorin und Redakteurin Roxane Gay erklärt in ihrem Skillshare Original-Kurs „Kreatives Schreiben: Wirkungsvolle Essays verfassen“ wie man einen guten erzählenden Aufsatz schreibt.

Wahrscheinlich hast du auch schon einmal einen persönlichen, erzählenden Aufsatz geschrieben, vielleicht sogar ohne es zu merken. Bei Hochschulbewerbungen werden häufig erzählerische Vorgaben verwendet, um die Bewerber:innen zu ermutigen, kreativ über ein Thema nachzudenken und gleichzeitig zu zeigen, dass sie in der Lage sind, eine Geschichte von Anfang bis Ende zu erzählen, sich sprachlich auszudrücken und eine Leserschaft zu fesseln. 

Diese Aufgabenstellungen sind ein guter Ausgangspunkt für die Ausarbeitung eines guten erzählenden Aufsatzes. Sieh dir einige der Vorschläge an und versuche, einen eigenen Aufsatz zu verfassen. In der Regel sind diese offen gehalten, sodass sie für alle Studierenden geeignet sind. Typisch für diese Art von Aufgabenstellungen ist z. B. „Erinnern Sie sich an eine Zeit, in der Sie mit einem Problem oder einer Herausforderung konfrontiert waren, wie sich dies auf Sie ausgewirkt hat und was Sie getan haben, um das Problem zu lösen“.

Eine weitere beliebte Form des persönlichen Aufsatzes ist der literarische Essay. Du fragst dich vielleicht „Was ist ein literarischer Essay?“ Der Name verrät es schon! In diesen Geschichten geht es darum, dass die Verfassenden ihre Beziehung zu Wörtern entdecken, sei es beim Lesen, Schreiben oder Sprechen. Viele der bekanntesten Schriftsteller:innen der Welt haben für Zeitschriften und Journale Erzählungen verfasst, in denen sie ihre frühesten Erinnerungen an das Lesen und Schreiben schildern oder über ihren Werdegang als Romanautor:in, Dichter:in, Journalist:in oder Drehbuchautor:in nachdenken.

5 Beispiele für erzählende Aufsätze

Die Skillshare-Kursleiterin Sari Botton stellt einige der Schlüsselelemente vor, die du beim Schreiben deines persönlichen Aufsatzes beachten solltest.

1. „Goobye to All That“ von Joan Didion

Dieses Werk, dass in Slouching Towards Bethlehem, einer Sammlung von Didions Aufsätzen, enthalten ist, befasst sich mit den Emotionen, die Didion beim Verlassen von New York City hervorgerufen hat, und mit ihrer Reise zur Selbsterkenntnis.

„Ich war in New York verliebt. Ich meine nicht ‚Liebe‘ im umgangssprachlichen Sinne, ich meine, dass ich in die Stadt verliebt war, so wie man den ersten Menschen liebt, der einen berührt, und nie wieder jemanden ganz auf diese Weise liebt.“

2. „Self-Reliance“ von Ralph Waldo Emerson

Der amerikanische Essayist Ralph Waldo Emerson war bekannt für seine außergewöhnlichen persönlichen Erzählungen, die er sowohl in schriftlicher als auch in mündlicher Form verfasste. Sein Werk ist eines der besten Beispiele für erzählende Essays des 19. Jahrhunderts.

„Mein Leben ist keine Entschuldigung, sondern ein Leben. Es existiert um seiner selbst willen und nicht als Schauspiel. Es ist mir viel lieber, wenn es weniger anstrengend, also authentisch und ausgewogen ist, als wenn es glitzernd und unbeständig ist.“

3. „Notes of a Native Son“ (Von einem Sohn dieses Landes) von James Baldwin

James Baldwins erzählende Essays, in denen er sein Leben als Schwarzer im Amerika des frühen bis mittleren zwanzigsten Jahrhunderts reflektiert, werden auch heute noch häufig zitiert.

„Harlem hat sich, zumindest physisch, zu Lebzeiten meiner Eltern und zu meinen Lebzeiten nur wenig verändert. Damals wie heute sind die Gebäude alt und dringend reparaturbedürftig, die Straßen sind überfüllt und schmutzig, es gibt zu viele Menschen pro Wohnblock.“

4. „My Life as an Heiress“ von Nora Ephron

Nora Ephron mag für ihre Drehbücher zu romantischen Komödien wie You’ve Got Mail (e-m@il für Dich) und When Harry Met Sally (Harry und Sally) bekannt sein, aber sie begann ihre Karriere als Schriftstellerin und hatte mit ihren persönlichen Essays großen Erfolg.

„Ich wusste nie, warum meine Mutter ihrem Bruder Hal nicht nahestand stand. Ich kann nur raten. Es ist möglich, dass er ihren Eltern nicht finanziell unter die Arme gegriffen hat. Es ist möglich, dass sie seine Frau Eleanor nicht mochte. Es ist möglich, dass sie es ihm ewig übel nahm, dass ihre Eltern das Geld aufbrachten, um ihn auf die Columbia zu schicken, sie aber auf ein öffentliches College gehen ließen. Wer weiß das schon? Das Geheimnis ist längst begraben.“

5. „Joy“ von Zadie Smith

Die britische Essayistin Zadie Smith wurde für ihr Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und ist eine international bekannte Bestsellerautorin.

„Vielleicht sollte ich als Erstes sagen, dass ich jeden Tag zumindest ein bisschen Freude erlebe. Ich frage mich, ob das mehr ist als das übliche Maß? Das war schon in meiner Kindheit so, wo die meisten Menschen unglücklich sind. Ich glaube nicht, dass das daran liegt, dass mir so viele wunderbare Dinge passieren, sondern eher daran, dass mir die kleinen Dinge sehr viel bedeuten.“

Andere Arten von Erzählungen

Erzählende Lyrik

Was ist ein Erzählgedicht? Es kann schwierig sein, den Unterschied zwischen dieser und anderen Arten von Dichtung zu erkennen, aber das Wesentliche dieser Art von Werken liegt in der Geschichte selbst. 

Die meisten Erzählgedichte sind in metrischer Form verfasst und stellen die Stimme sowohl des Erzählers oder der Erzählerin als auch der Figuren klar heraus. The Raven (Der Rabe – Duell der Zauberer) von Edgar Allan Poe und The Rime of the Ancient Mariner (Der alte Seefahrer) von Samuel Taylor Coleridge sind zwei der berühmtesten Erzählgedichte der Welt.

Skripte und Drehbücher

Film- und Fernsehgeschichten sind noch komplexer. Die Handlung oder die Regieanweisungen werden in das Drehbuch geschrieben, um es den Schauspieler:innen zu erleichtern, Handlungen und Verhaltensweisen zu erkennen, die sie darstellen sollen. Das alles ist jedoch für das Publikum nicht sichtbar. Während eine traditionelle Erzählung in solchen Momenten hauptsächlich beschreibende Sprache verwendet, müssen sich Drehbücher strikt auf die Dialoge der Figuren und das Setting verlassen, um die Geschichte zu vermitteln. 

Volkserzählungen

Volkserzählungen sind eine der ältesten Formen des Geschichtenerzählens. Die Handlung einer Volkserzählung ist zwar völlig fiktiv, basiert aber auf der kulturellen Identität und auf Werten, die an jede nachfolgende Generation weitergegeben werden können. Oft beinhalten sie mündlich überlieferte Elemente wie Sprichwörter, Witze, Lieder, Redewendungen und Sprüche, die für die jeweilige Gruppe oder Subkultur charakteristisch sind.

Mythen und Fabeln

Mythen und Fabeln gehören zur Familie der Prosaerzählungen und ähneln in Alter und Funktion den Volkserzählungen. Mythen sind in der Regel stärker von der Fantasie geprägt und dienen oft dazu, die Geheimnisse des Lebens und der Natur zu erklären. Fabeln hingegen haben in der Regel eine moralische Botschaft und erzählen häufig von Tieren, die sich wie Menschen verhalten, um diese Lehren zu vermitteln.

Romane

Die Erzählform, mit der die meisten Menschen am ehesten vertraut sind, sind Romane. Normalerweise handelt es sich um längere Werke, die in Prosa geschrieben und als Buch veröffentlicht werden. Der früheste Roman wurde vermutlich im 11. Jahrhundert geschrieben, und es gibt viele Diskussionen über die normale Länge dieser Art von Erzählung. Novellen fallen dabei irgendwo zwischen Romane und Kurzgeschichten.

Jede:r kann besser schreiben!

Kreatives Schreiben für alle: Entwicklung einer effektiven Schreibroutine

Verfasst von

Holly Landis

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