Es gibt viele verschiedene Arten von literarischen Stilmitteln, die du einsetzen kannst, damit deine Erzählung mehr Wirkung erzielt. Und wenn es darum geht, zwei Dinge miteinander zu vergleichen, ist die Analogie vielleicht das beste Mittel.

Analogien werden verwendet, um eine Gemeinsamkeit zwischen zwei Gegenständen oder Ideen aufzuzeigen. Beim Schreiben kann dies ein effektives Mittel sein, um nicht nur die Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, sondern auch ihre Unterschiede hervorzuheben. Um sie allerdings richtig einzusetzen, musst du wissen, was eine Analogie ist, sowie die Grundlagen von Analogien kennen, und wie du sie in der Alltagssprache verwendest.

Hier findest du alles über dieses gängige literarische Stilmittel, darunter eine einfache Definition, verschiedene Beispiele von Analogien und eine Kurzanleitung zu verschiedenen Arten und ein paar Tipps. 

Was ist eine Analogie?

„Freude verhält sich zu Spaß wie die Hochsee zu einer Pfütze. Es ist ein Gefühl im Inneren, das sich kaum bändigen lässt.“ – Terry Pratchett, Ein Hut voller Sterne

Wenn du wissen möchtest, wie du Analogien verwendest, musst du zuerst deren Zweck und Funktion verstehen.

Eine Analogie ist ein literarisches Stilmittel, das einen unerwarteten Vergleich zwischen zwei Dingen zieht. Das Ziel beim Schreiben von Analogien ist es, das Verständnis des Lesers von einem oder beiden Vergleichsobjekten zu vertiefen, entweder als Mittel der Schilderung oder als eine Möglichkeit, eine allgemeingültigere und konkretere Aussage zu machen.

Analogien beinhalten in sich mehr Komplexität als beispielsweise Vergleiche und Metaphern, die mit Analogien zwar eng verwandt sind, aber nicht ganz die gleiche Bedeutungstiefe haben. Wenn du also mit Analogien in Personal Essays, literarischer Fiktion und anderen Formen von Texten experimentierst, denke dabei nicht nur an die Gemeinsamkeiten der beiden Dinge oder Ideen, sondern was du der Leserschaft eigentlich mitteilen möchtest.

Beispiele von Analogien

Eine gute Möglichkeit, eine Analogie zu erkennen, ist nach Wortkombinationen wie „verhält sich wie“ und „ist wie“ Ausschau zu halten, obwohl die Formulierung nicht immer so offensichtlich ist, vor allem nicht in den Klassikern. Wirf einen Blick auf diese berühmten Beispiele von Analogien und versuche den Satz (oder den vermeintlichen Satz) zu finden, der die beiden Objekte verbindet und den Vergleich aufstellt.

  • „Wahrheit gewinnt man wie Gold, nicht durch seine Anhäufung, sondern durch das Auswaschen dessen, was kein Gold ist.“ – Leo Tolstoi
  • „Ich kann den perfekten Mörder bewundern wie ich einen Tiger bewundern kann, dieses prächtige gelbbraun-gestreifte Tier. Aber ich werde ihn von außerhalb seines Käfigs bewundern. Ich werde nicht hineingehen.“ – Agatha Christie, Mit offenen Karten
  • „Die Zeit ist ein Fluss, ein ungestümer Strom, der alles fortreißt. Jegliches Ding, nachdem es kaum zum Vorschein gekommen, ist auch schon wieder fortgerissen, ein anderes wird herbeigetragen, aber auch das wird bald verschwinden.“ – Marc Aurel, Meditationen
  • „Flöhe sind überaus lästig, und wenn man sie einmal hat, wird man sie nicht wieder los. Wie eine schlechte Angewohnheit, nicht wahr?“ – Haruki Murakami, Kafka am Strand
  • „Erinnerung ist für die Liebe von gleicher Bedeutung wie die Untertasse für die Tasse.“ – Elizabeth Bowen, Das Haus in Paris

Ein besserer Erzähler werden

Einstieg ins Storytelling: Figuren, Konflikt, Kontext und Handwerk

5 Arten von Analogien

Es gibt eine ganze Reihe von Analogiearten, von denen jede den Vergleich auf einzigartige Weise aufstellt. Diese fünf zählen zu den beliebtesten und können zu verschiedenen Zeiten in deinem Werk eingesetzt werden, um eine Beziehung zwischen zwei Dingen herzustellen.

1. Synonyme

Synonyme Analogien vergleichen zwei Paare, die jeweils zwei Wörter oder Wortlaute enthalten, die das gleiche bedeuten. Die beiden Paare müssen nicht untereinander synonym sein (und sind es auch oft nicht).

Beispiele:

  • Frostig verhält sich zu kalt wie kochend zu heiß.
  • Mutig verhält sich zu heroisch wie feige zu ängstlich.
  • Lebendig verhält sich zu bunt wie farblos zu öde.

2. Antonyme

Antonyme Analogien funktionieren ähnlich wie synonyme Analogien, aber anstelle jedes Paares mit gleicher Bedeutung haben sie eine gegensätzliche Bedeutung. Außerdem sollten die Wörter, Dinge oder Ideen der jeweiligen Hälfte der Analogie die gleiche gegensätzliche Beziehung zueinander haben, sodass die Verbindung durch die unterschiedliche Bedeutung tatsächlich verstärkt wird.   

Beispiele:

  • Der Tag steht zur Nacht wie oben zu unten.
  • Nass steht zu trocken wie satt zu verhungernd.
  • Das Böse steht zu Güte wie Egoismus zu Großzügigkeit.

3. Ursache und Wirkung

Eine Ursache-Wirkung-Analogie vergleicht zwei kausale Beziehungen. In jedem Paar ist das erste Wort oder die Formulierung die Ursache und das zweite die Wirkung, wobei die kausale Beziehung in beiden analogen Paaren vorhanden ist.

Beispiele:

  • Gesang ist für die Musik, was das Gespräch für die Rede ist.
  • Die Saat verhält sich zur Pflanze wie ein Gedanke zu einer Idee.
  • Rezepte stehen zum Kochen wie Algorithmen zur Programmierung.

4. Ursprung und Ergebnis

Eine Ursprung-zu-Ergebnis-Analogie, oder auch Produzent-Produkt-Analogie, vergleicht zwei Paare, bei denen das erste Wort oder die Formulierung der Verantwortliche für alles oder jedenfalls einen Anteil des zweiten Wortes oder der Formulierung ist. Genau wie bei Ursache-Wirkung-Analogien teilen die beiden Paare eine kausale Verbindung.

Beispiele:

  • Bienen sind für Honig wie Kühe für Milch.
  • Film ist für Bilder wie Leinwand für Gemälde.
  • Strom ist für die Beleuchtung wie Gas für das Kochen.  

5. Objekt zu Funktion

In der Objekt-Funktion-Analogie besteht jedes Paar aus zwei Wörtern oder Formulierungen, in denen das erste ein Objekt bezeichnet und das zweite das, was das Objekt ausführt. Wie auch zuvor erwähnt, entsteht die Bedeutung der Analogie aus zum einen der Verbindung zwischen beiden Teilen des Paares und zum anderen aus der Verbindung zwischen den Paaren.

Beispiele:

  • Die Schere verhält sich zum Schneiden wie Nadeln zum Nähen.
  • Bücher verhalten sich zum Lesen wie Filme zum Ansehen.
  • Autos verhalten sich zum Fahren wie Boote zum Segeln.  

Analogien im Schreiben

Du findest reichlich Verwendung von Analogien in der Literatur und anderen Schriftformen. Autoren verwenden Analogien, angefangen bei der Figurenbeschreibung über den Dialog bis zum Handlungsablauf, als Stilmittel, um das Verständnis der Handlung beim Leser zu stärken. Analogien können lebendigere Bilder erzeugen oder etwas erklären, das sonst falsch verstanden werden könnte. Sie können auch eingesetzt werden, um eine tiefere Bedeutung zu suggerieren als die, die in den Worten auf der Seite erscheint – eine Taktik, die oft in der Fiktion zum Einsatz kommt.

Beispiele für Analogien in der Literatur

  • „Die Bitterkeit meines Herzens verbreitete sich auf das ganze Ausmaß des Kreises, auf dem mein Leben seine freudlosen mechanischen Bahnen lief.“ – Edward Bulwer-Lytton, Eine seltsame Geschichte
  • „Genau wie das gesamte Wasser, das sich bei unserer letzten Begegnung in meinem Körper befunden hatte, jetzt durch neues Wasser ersetzt worden war, haben sich auch die Dinge verändert, die mich ausmachen.“ – Sayaka Murata, Die Ladenhüterin

Analogien in der Poesie

Poetische Analogien dienen dem gleichen Zweck wie Analogien in anderen Schriftformen, wobei Dichter Analogien verwenden, um ihre Selbstdarstellung zu steigern und ihrer Arbeit mehr Bedeutung zu verleihen. In vielerlei Hinsicht ist die Dichtung das perfekte Format für den Einsatz von Analogien, denn sie ermöglicht zielgerichtete Vergleiche, die die starren Strukturen des Prosa nicht unbedingt erfüllen müssen.

Beispiele für poetische Analogien

  • „Der Tag ist vorbei, und die Dunkelheit / fällt von den Flügeln der Nacht, / wie eine Feder abwärts segelt / vom Adler im Flug.“ – Henry Wadsworth Longfellow, „Der Tag ist vorbei“ (The Day is Done)
  • „Und ernsten Männern, blind schon, wächst Verdacht / Auch blindes Auge lacht und blitzt, eh es vergeht, / verfluchen den Tod des Lichts mit aller Macht.“ – Dylan Thomas, „Geh nicht gelassen in die gute Nacht“

So schreibst du Analogien

Die Verwendung von Analogien in deinem Werk kann den Lesern helfen, das, was du zum Ausdruck bringen möchtest, besser zu verstehen. Du solltest aber darauf achten, sie richtig einzusetzen, wenn die Botschaft ankommen soll.

Hier sind ein paar Tipps, wie du beim nächsten Mal, wenn du dich zum Schreiben hinsetzt, Analogien verwenden kannst:

  • Halte es zumindest eher einfach. Eine Analogie erzielt nur ihre Wirkung, wenn klar ist, was die Verbindung ist. Es besteht kein Anlass, das Niveau zu senken, aber achte darauf, dass die Beziehung sich eindeutig erkennen lässt, damit den Lesern die volle Wirkung dieses Vergleichs nicht entgeht.
  • Forciere nichts. Eine forciert gesetzte Analogie bewirkt nur das Gegenteil. Das gilt sowohl für den Kontext, in dem die Analogie erscheint, als auch für die Analogie selbst. Wenn es dir schwerfällt, eine Analogie zu schreiben, die das aussagt, was du sagen willst, dann ist dies vielleicht nicht die Stelle, an der sie stehen sollte.
  • Vergleiche etwas Konkretes mit etwas Abstraktem. Wenn beide Teile deiner Analogie abstrakt sind, müssen die Leser geistig agil sein, um den Zweck zu deuten. Und wenn die Analogie zu konkret und zu offensichtlich ist, verfehlt sie ihren Zweck, weil sie dann unnötig ist. Setze auf irgendwo dazwischen, indem du etwas Abstraktes mit einer konkreten Sache vergleichst, um die optimale Wirkung zu erzielen.

Analogien sind ein Weg, mit deiner Arbeit eine größere, aussagekräftigere Aussage zu tätigen. Es mag sein, dass du etwas üben musst. Nimm dir also Zeit, ein paar starke Analogien zu schreiben, und mach dir keine Gedanken, wenn es dir am Anfang nicht leicht von der Hand geht. 

Wie fängst du eine Erzählung an?

Grundlagen des kreativen Schreibens: Hervorragende Öffnungsszenen verfassen

Verfasst von

Laura Mueller

  • Click here to share on Twitter
  • Click here to share on Facebook
  • Click here to share on LinkedIn
  • Click here to share on Pinterest