10 Skizziertips für Figurengestaltung
Verbessere deine Figurengestaltung mit Tipps für die Verwendung von S-Kurven und C-Kurven bis hin zur Entwicklung der Anatomie deiner Figur.
Inhaltsübersicht
- 1. Verwende Referenzen.
- 2. Fang locker an.
- 3. Verwende einfache Formen.
- 4. Verwende S-Kurven und C-Kurven.
- 5. Verwende möglichst wenige Linien.
- 6. Habe keine Angst, zu übertreiben.
- 7. Überprüfe die Anatomie mit einer Skelettskizze.
- 8. Achte auf die Augen.
- 9. Denke daran: Deine Figur ist nur so gut wie ihre Silhouette.
- 10. Halte deinen Stift richtig.
- Bonus-Tipp für Profis: Spiegle deine Skizze.
- Fange mit Skizzieren an!
Eine Figur zu gestalten ist ein Prozess des Experimentierens. Deine Illustrationen werden durch unordentliche Bleistiftstriche, Ausprobieren und viele Übungszeichnungen zum Leben erweckt. Skizzieren ist eine Übung, bei der Figuren von Ideen zu Wesen mit einer Persönlichkeit und Aktionsversprechen wachsen. Berücksichtige die folgenden Tipps, Übungen und Techniken, um zu lernen, wie man eine ausgefeilte Figur zeichnet.
1. Verwende Referenzen.
Selbst die erfahrensten Designer:innen betrachten Referenzbilder, bevor sie mit dem Skizzieren beginnen. Das kann alles von den Ergebnissen einer Google-Bildsuche bis zu dem Bild einer Figur deines Lieblingstrickfilms umfassen. Bei allen von dir gewählten Ausgangspunkten können dich Referenzbilder inspirieren und auf Kurs halten.
Stelle dir vor, du musst eine fiktive Kreatur gestalten, die pelzig und groß ist. Es ist eine gut Idee, mit einer Online-Suche nach einem echten Tier, das zu dieser Beschreibung passt, zu beginnen – in diesem Fall einem Bären. Obwohl du keinen Bären zeichnen willst, zeigen die von dir gefundenen Bilder, wie du sein großes, pelziges Aussehen nachbilden kannst, um etwas rein Fiktives zu schaffen.
Ein ander Mal bewunderst du vielleicht die Arbeit eines bestimmten Illustrators und willst seinen Stil mit einer neuen Figurenskizze nachahmen. In diesem Fall kannst du die Arbeit des Künstlers als Anhaltspunkt verwenden – solange du sie zur Inspiration und nicht als Kopie verwendest.
2. Fang locker an.
Nachdem du deine Referenzbilder angesehen hast, ist es Zeit, langsam anzufangen. Lockere dich auf, anstatt sofort eine äußerst detaillierte Skizze deiner Figur zu zeichnen. Die Konzeptkünstlerin und Illustratorin Sarita Kolhatkar empfiehlt, zum Aufwärmen Kreise zu zeichnen. Auf diese Weise räumst du alle deine „schlechten Kreise“ aus dem Weg, bevor du mit der Erstellung deiner letzten Skizze beginnst.
Versuche nicht, im Gestaltungsprozess zu früh Perfekton zu erreichen. Lass dich von deinem Bleistift leiten und lass dich von den Ergebnissen überraschen. Um sicherzustellen, dass du dein ursprüngliches Konzept beibehältst, kannst du oben auf die Seite Notizen schreiben, die deine Figur beschreiben. Leitlinien wie „schlauer junge, 10 Jahre alt“ oder „verspielte Maus, lächelnd“ helfen dir, auf Kurs zu bleiben, wenn du den Bewegungen deines Bleistifts folgst.
3. Verwende einfache Formen.
Kreise und Ovale dienen oft als Grundlage von Figurskizzen. Am besten vermeidest du es, so früh im Skizzierungsprozess Details zu zeichnen. Wenn du mit einfachen Formen beginnst, musst du dein Design einfach halten. Ein großes Oval kann einen Oberkörper darstellen, während längliche Ovale zu Gliedmaßen kombiniert werden können. Verwende ein Rechteck, um einen Hut darzustellen oder zeichne ein Dreieck für einen bestimmten Haarschnitt.
Versuche, von drei oder vier Kreisen aus gleichzeitig zu arbeiten. Lass etwas Platz zwischen ihnen, damit du zusätzliche Formen für Gliedmaßen hinzufügen kannst und erstelle mehrere Figuren nebeneinander. Wenn du direkte Vergleiche zur Verfügung hast und schnell zwischen Skizzen wechseln kannst, wird dein Gestaltungsprozess flüssiger. Du kannst deine Lieblingsmuster schnell erstellen und weiterführen und sehen, ob etwas funktioniert oder nicht, bevor du dich zu sehr auf ein bestimmtes Design festlegst.
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4. Verwende S-Kurven und C-Kurven.
Deine Figur kann nicht ewig eine Ansammlung von geometrischen Formen bleiben. Irgendwann musst du diese Formen zu einem einzigen, zusammenhängenden Wesen verbinden. Dazu dienen S-Kurven und C-Kurven.
S- und C-Kurven sind zwei Grundstriche, die die meisten Figurendesigner:innen für ihre Arbeit verwenden. Jedes Körperteil kann aus ihnen bestehen. Die beiden Seiten eines Gesichts können als zwei gegenüberliegende, verbundene Cs gesehen werden. Jeder Fuß ist ein leicht gebogenes C. Gewellte Haare sind lediglich viele S-Kurven, die neben den C-Kurven eines Gesichts nach unten laufen.
Stelle dir deine Skizze als Formen vor. Um diese Formen zu verbinden, musst du Verbindungslinien zeichnen. Wenn du nur gerade Linien ziehst, sieht deine Figur starr wie ein Roboter aus. Wenn deine Figur ein Roboter ist, funktioniert das. Aber wenn deine Figur lebendig und natürlich aussehen soll, sollte sie aus Kurven bestehen.
Wenn du dein Design von Formen in einfache, gebogene Linien überträgst, verhindert dies, dass du dich in Details stürzst. Jetzt ist es noch nicht an der Zeit, deine Figur zu verschönern. Wenn du dich auf S- und C-Kurven konzentrierst, konzentrierst du dich weiter auf ihre Form – deine Hauptaufgabe während der frühen Skizzierungsphase.
Das bedeutet jedoch nicht, dass S- und C-Kurven nicht in der Detailphase verwendet werden. Wenn du lernst, wie man Formen in diese Grundkurven zerlegt, kannst du sie für komplizierte Strukturen einsetzen, von unregelmäßigen Haarsträhnen bis zu den Verzierungen auf den Schuhen deiner Figur
5. Verwende möglichst wenige Linien.
Weniger ist mehr, wenn es darum geht, die Emotionen von Figuren zu zeigen. Eine der wichtigsten Zeichenlektionen für angehende Designer:innen ist es, nicht zwei Linien zu verwenden, wenn eine ausreichen würde.
Nehmen wir beispielsweise einen Mund. Mit nur einer einzigen Linie kannst du diesen Mund Wut, Freude, Angst oder Ekel ausdrücken lassen. Eine nach oben gerichtete C-Kurve drückt Freude aus, mehrere verbundene S-Kurven Furcht, und ein nach unten gerichtetes C Trauer. Du brauchst keine Verzierungen, um Emotionen darzustellen. Übermäßig viele Details lenken eher von der Essenz deiner Figur ab, als sie zu verbessern.
Gewisse Stile erfordern komplexere Details. Wie du aber im Abschnitt über S- und C-Kurven gelernt hast, können alle Details in einfache Kurven zerlegt werden. Selbst den detailliertesten Mund kannst du ausschließlich mit einer S-Kurve und einigen C-Kurven erstellen und den Rest mit Schattierungen erledigen.
6. Habe keine Angst, zu übertreiben.
Übertreibung ist nicht das Gleiche wie Verzieren. Wenn man eine Figur zu sehr verziert, verliert sie sich in unnötigen Details und man schmälert ihre Persönlichkeit. Übertreibung kann helfen, diese Persönlichkeit hervorzuheben.
Eine einfache Methode, deine Figur ausdrucksvoller zu gestalten, ist ihre großen Merkmale zu vergrößern und die kleinen Merkmale zu verkleinern. Zeichne ein kleines Ohr etwas winziger und mache ein breites Lächeln noch breiter. Breite Finger weiter aus, um eine ausdrucksvollere Silhouette zu erhalten – dieses Konzept erklären wir später näher – und zeichne Accessoires auffälliger.
Sieh die Figuren, die du erschaffst, als Teil eines Theaterstücks. Schauspieler:innen in Bühnenproduktionen übertreiben ihr Verhalten, sprechen lauter und tragen übertriebene Kostüme, weil sie ein Spektakel darstellen. Sie müssen auch für Zuschauer:innen spielen, die mehrere Reihen entfernt oder auf Balkonen über ihnen sitzen. Diese Zuschauer:innen müssen den Text hören und die Bühnenanweisungen aus der Ferne sehen können, deshalb ist Subtiles dort fehl am Platz. Ein Theaterstück zwingt uns, unser alltägliches Verhalten zu prüfen, indem es übertrieben dargestellt wird. Wende dieses Prinzip auf deine Figur an und du bekommst ein Design, das die Betrachter:innen genauso fasziniert, wie erfahrene Schauspieler:innen ihr Publikum.
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7. Überprüfe die Anatomie mit einer Skelettskizze.
Deine Figur mag zwar eine imaginäre Kreatur sein, aber um lebensecht zu wirken, muss sie trotzdem den physikalischen Gesetzen dieser Welt folgen. Wenn du die Welt deiner Figur glaubwürdiger gestaltest, tauchen die Menschen in ihre Geschichte ein. Wenn alle anderen in der Welt der Figur lange Beine und einen proportionalen Oberkörper haben, kratzen die Leser sich den Kopf, wenn sich deine runde Figur mit Stummelbeinen ebenso schnell bewegt wie ihre Pendants mit langen Beinen. Dies holt sie aus der Geschichte auf eine andere Ebene, auf der sie das Design kritisieren.
Die Proportionen einer Figur müssen nicht wie unsere aussehen, aber sie sollten ein Skelett bilden können, das stimmig ist. Das kannst du testen, indem du einfach mit Pauspapier ein Skelett über deine Skizze zeichnest oder, wenn du ein Grafikprogramm wie Adobe Illustrator verwendest, das Skelett in einer anderen Ebene zeichnest.
„Ehrlich gesagt, mache ich das recht häufig, vor allem, wenn meine Figur in einer komplexen Körperhaltung mit vielen überlappenden Objekten und Formen ist“, so der Karikaturist Denis Zilber, der Kursleiter des Skillshare-Originals Einführung in die Figurengestaltung für Comics. Es muss nicht kompliziert sein – zeichne einfach einen allgemeinen Umriss, der wie ein menschliches Skelett aussehen sollte. „Ich möchte nur sicherstellen, dass alle Gliedmaßen und Gelenke im dreidimensionalen Raum korrekt platziert sind.“ Dabei merkst du vielleicht, dass so, wie deine Figuren die Beine überkreuzen, ein Bein viel kürzer ist als das andere, und du das korrigieren kannst, indem du das kurze Bein entsprechend der Proportionen des Skeletts verlängerst.
8. Achte auf die Augen.
Unsere Augen können unsere Stimmung, unsere innersten Wünsche und unsere seltsamen Eigenarten offenbaren. Die Augen und Augenbrauen deiner Figuren kunstvoll zu positionieren ist eine minimalistische Art, möglichst viel Emotion zu erzeugen. Nach oben zeigende Augenbrauen drücken Neugier aus, während nach unten gerichtete Augenbrauen Zorn vermitteln. Große Augen können mühelos Überraschung oder Angst vermitteln, verengte Augen hingegen Misstrauen. Manche Designer:innen, wie Motomichi Nakamura, ein Künstler mit Flair für Monster, beginnen sogar ihre Skizzen mit den Augen, die dann den Ton für die gesamte Figur angeben.
Selbst zwei Punkte als Augen können zahlreiche Ausdrücke erzeugen. Du brauchst nicht viel Detail, um kommunikative Augen zu zeichnen – du musst lediglich genau über diesen Teil des Gesichts nachdenken, weil die Augen deiner Figuren genauso viel aussagen wie der Mund.
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9. Denke daran: Deine Figur ist nur so gut wie ihre Silhouette.
Wenn du deine Figur vollständig schwarz schattierst, sollte sie dennoch als deine Figur erkennbar sein. Ihre neutrale Haltung sollte dynamisch genug sein, dass die Position ihrer Gliedmaßen, die Gesichtskonturen und diversen Accessoires herausstechen, auch wenn sie von Schatten verhüllt sind.
Du kannst überprüfen, ob deine Figur eine effektive Silhouette hat, indem du sie auf Pauspapier umreißt und dann vollständig schattierst. Wenn sie wie ein Klumpen aussieht, musst du eine dynamischere Silhouette zeichnen. Zum Beispiel indem du gespreizte Gliedmaßen positionierst, in einem Winkel vom Körper stehende Accessoires hinzufügst oder die Gesichtszüge definierst.
10. Halte deinen Stift richtig.
Es gibt viele Zeichentechniken, mit denen du Figuren besser zeichnen kannst. Fangen wir mit der einfachsten an: wie man seinen Stift hält.
Wenn du deinen Stift mit fester Hand näher an der Spitze hältst, erhältst du kontrollierte, dunklere Linien. Dies eignet sich dazu, später im Skizzierungsprozess Schattierungen und Details hinzuzufügen. Halte für lockerere Linien und Übungsskizzen deinen Stift näher am Radiergummi und entspanne deine Hand. Wenn du deinen Griff beim Zeichnen änderst, kannst du besser zwischen hellen und dunklen, dünnen und dicken, geraden und wellenförmigen Linien variieren. Kein Wesen ist vollkommen gleichförmig, deshalb erwecken selbst die kleinsten Variationen deiner Linien und Zeichnungen deine Figur zum Leben.
Bonus-Tipp für Profis: Spiegle deine Skizze.
Denke daran, beim Zeichnen regelmäßig das Spiegelbild deiner Skizze anzusehen. In Programmen wie Illustrator kannst du dein Bild mit einem einzigen Befehl spiegeln. Von Hand kannst du auf Pauspapier skizzieren, sodass du deine Skizze einfach umdrehen und das Spiegelbild sehen kannst. Mit dieser Übung siehst du deine Figur aus einer frischen Perspektive, was besonders hilfreich sein kann, wenn du schon seit Stunden auf dieselbe Zeichnung starrst. Eine unbeholfene Körperhaltung kann natürlich aussehen, wenn du lange daran arbeitest – bis du sie aus einer ganz anderen Perspektive siehst. Wenn du kein Pauspapier hast, kannst du deine Figur dazu auch gegen einen Spiegel halten.
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Fange mit Skizzieren an!
Von der Suche nach einem Referenzbild bis zur Gestaltung einer dynamischen Silhouette sind die Werkzeuge und Tipps fürs Skizzieren leicht verfügbar. Wenn du mehr Unterstützung beim Zeichnen von Figuren möchtest, kannst du einen Kurs buchen, beispielsweise eine Einführung in die Comic-Zeichnung oder einen Crash-Kurs in einfacher Animation. Denke daran, dass eine effektive Figurengestaltung immer darauf beruht, sich zu entspannen und Spaß zu haben. Bleib locker, halte es einfach und lass dich von deinem Stift leiten. Je mehr du übst, desto besser kannst du deine Ideen zu Papier bringen.
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